Turkish Way of Life in Eceabat und Canakkale

Dass Individualreisen in der Türkei nicht gut funktioniert und man keine Billighotels nehmen darf, weiß ich ja eigentlich schon aus leidvollen früheren Erfahrungen, aber da ich es dann doch wieder verdrängt habe, beschert uns unser kurzes Türkei-Intermezzo nun nach der netten Zeit in Kavala den hotelmäßigen Tiefpunkt der bisherigen Balkan-Tour: selten auf all unseren Reisen hatten wir ein derart schäbiges und abgeranztes Hotel erwischt und Eceabat bekommt von uns den Hässlichkeitspreis der Reise – und das trotz der mäßig ansprechenden Küstenstädte in Montenegro und Albanien…

Schon die Fahrt war etwas mühsam, wenn man – so wie hier – mal wieder von Google in die Irre geführt wird…
Aber hier dafür die neue Seilbrücke nach Canakkale, die Europa und Asien über die Dardanellen hinweg verbindet, die wir aber nicht nehmen
denn es erwartet uns die „Hafenidylle“ von Eceabat auf der Gallipoli Halbinsel
und ein besonderes Lager vor unserem Hotel.
Zum Glück ist unser Hotelzimmer dann doch etwas größer als dieser Wohnwagen in türkischer Schrumpf-Version
Die Türkei hat sich in den letzten 20 Jahren unter Erdogan stark verändert: die Infrastruktur (außer den größeren Straßen) und viele Häuser – vor allem in der Peripherie der Städte und in den kleinen Ortschaften wie Eceabat – sind im Gegensatz zu Großstädten wie hier am Foto Canakkale total abgesandelt, die Inflation galoppiert im Land und lässt die Mittelschicht absacken
viele auch junge Frauen tragen wieder Kopftuch,
und an allen Ecken weht die türkische Flagge…. Die meisten TürkInnen, denen wir begegnet sind, sind eher schroff und unfreundlich, sodass ich auch sofort aggressiv reagiere – aber so kann ich mich selbst nicht leiden, wenn ich spüre, wie dünn (auch bei mir) die zivilisierte Oberfläche ist…
Die Türkei geht wirklich vor die Hunde: so viele Straßenhunde (und Katzen) wie hier, gab es bisher nirgends. Hier zwei, die warten vor einer Tierhandlung.
Der Fuhrpark ist hier auch nicht so wie in den bisher besuchten Ländern,
aber neu und alt existieren einträchtig nebeneinander
Und Ernst hat besonders wenig Freude an der Türkei, da es in den meisten Lokalen in Eceabat offiziell kein Bier (und auch sonst keinen Alkohol) gibt, die Kellner ihn aber „unter der Hand“ doch zu hohen Preisen anbieten (und dann vom Supermarkt nebenan holen). Außerdem wird man in vielen Lokalen beim Bezahlen abgezockt, indem nicht die in der Karte oder an der Wand stehenden Preise auf der Rechnung stehen, sondern einiges mehr oder Dinge, die man nicht hatte… Ich bin mir mit Ernst nicht einig, der meint ich soll mich nicht so aufregen, es kommt ja im Endeffekt nicht teurer als bei uns, aber mich ärgert das hinterhältige Prinzip, mich mit falschen Preisen anzulocken und hinters Licht zu führen, ich würde auch mehr bezahlen, wenn es ausgewiesen wäre, aber Tourideppensteuer finde ich fies…
Die Strandsituation ist auch verheerend und das bei 30 Grad strahlendem Wetter, allerdings diesmal nicht wegen Touristenmassen, sondern dem eher kümmerlichen, vermüllten Zustand der wenigen Strände bzw Meerzugänge hier.
Aber irgendwas geht immer, auch wenn es bei dem Schiffsverkehr nicht grad ein lauschiges Plätzchen ist…
Mit der Fähre setzen wir dann von Eceabat nach Canakkale über, der größeren Schwesterstadt auf der anderen Seite der Dardanellen
und betreten per Fahrrad Asien (das Auto darf nicht hierher wg fehlender Versicherung)
Auch hier gibt es unzählige Mahnmale und Museen zu den Dardanellen-Schlachten des 1. Weltkriegs, aber zumindest ich brauche Erholung davon nach der Gallipoli Tour, über die ich einen extra Beitrag gemacht habe.
Und hier ist der letzte Strand für dieses Jahr – ein bisserl gepflegter – ich darf nochmal baden und Ernst kriegt sein erstes legales Bier hier…juhu
Die Stadt hat einige ganz nette Ecken
einige schön renovierte Gebäude in der Altstadt
und für Touristen das übliche Souvenir-Zeug.
Auch für die einheimischen Prinzen und Prinzessinnen gibt es einen Laden.
Am Abend einen Kneipenbummel mit doch erstaunlich vielen netten Bierlokalen
Leider müssen wir wieder nach Eceabat zurück, das vom Schiff aus netter ausschaut als es ist, zu unserem Hotel und Auto, denn ab morgen geht es ja schon wieder ganz langsam heimwärts: nächste Station Plowdiv in Bulgarien.