Podgorica – die angeblich langweiligste Hauptstadt Europas

Also sind wir als nächstes durch die wunderschöne Berglandschaft über atemberaubende Bergstraßen vorbei am Kloster Ostrog nach Podgorica, der Hauptstadt Montenegros, in der 150.000 der 600.000 Einwohner Montenegros leben, gefahren. Wir wollten sie ja ursprünglich auslassen, weil sie als hässlich und langweilig gilt, da sie im 2. Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde, aber Ernst hat ja was übrig für Jugoflair und Ostalgie – also müssen wir da doch hin und einen Faktencheck machen.

Die Anreise zum Kloster war auf engen Sträßchen steil aufwärts für Ernsts Fahrkünste und meine Nerven eine ziemliche Herausforderung.
Vom unteren Parkplatz war es dann auch noch ein strenger Aufstieg zum Kloster (im Hintergrund oben zu sehen) über Treppen durch die Felswände.
Das Kloster selber ist in die Felsen gebaut, aber außer einer Gruft, in der ein Pope neben einem Sarg mit der Mumie eines Heiligen sitzt und im Akkord die Massen von Gläubigen mit Gebet und Segen abspeist (nachdem man dafür 20 min in der Hitze angestanden ist) gibt es nicht viel zu sehen und man muss schon sehr gläubig sein, um das irgendwie schätzen zu können.
Wir haben jedenfalls in Georgien schon viel interessantere und beeindruckendere Felsenklöster gesehen.
Und nun Podgorica: hier die Ansicht unseres Hotels links neben der Bauruine, wir mussten bei dem Anblick erstmal tief durchatmen
Und als wir durch dieses Entree zur Rezeption gingen, wussten wir endgültig: jetzt müssen wir stark sein. Zum Glück sind die Zimmer nicht ganz so schlimm, der Style aber gewöhnungsbedürftig.
Das, was sich hier Altstadt nennt, ist dann auch sehr schräg, alles andere als pittoresk nur heruntergekommen…
Aber ein paar wenige Relikte aus osmanischer Zeit gibt es noch wie diesen Uhrturm
Oder ein paar Mauerreste einer Festung
An deren Fuß unten am Fluss in einem angesagten BeachClub schon mittags um 1 Uhr ein DJ auflegt, auch wenn noch fast keine Leute da sind…aber wieder mal ein nettes Plätzchen für mich um kurz ins Wasser zu hüpfen.
Dies ist ein Schloss, das aus der k&k Zeit noch übrig ist, mit einem schattigen Park,
wo mich eine Schildkröte regelrecht angebettelt hat.
Die Millenniumsbrücke ist eine der ausgewiesenen Sehenswürdigkeiten der Stadt
und ist nur eine der vielen Brücken über die 5 Flüsse der Stadt,
hier auch noch eine aus osmanischer Zeit
Dieses Haus findet sich eher nicht auf der Liste der Must-sees
Die orthodoxe Wiederauferstehungskathedrale dagegen schon
mit einem prächtigen Innenraum,
wo wir ein Bild von einem der hier verehrten Heiligen gefunden haben, der doch fast wie Louis ausschaut…
Der Pope hat sich’s derweil vor der Kirche gemütlich gemacht.
Es gibt aber dann auch ganz viele nette Ecken in der Stadt, hier zB die ganz chice Fressgasse/Fußgängerzone mit unzähligen netten, am Abend gut besuchten Lokalen, nur ein paar Schritte von unserem Hotel entfernt…
Und falls ich jetzt einen falschen Eindruck erweckt habe: die Stadt hat touristisch wirklich kaum Highlights zu bieten, aber zum Leben ist sie super:
wunderschöne Parks mit vielen riesigen alten Bäumen und viel Wasser
und solchen wertigen Tischtennis Platten -sowas findet man bei uns nicht im öffentlichen Park.
Die Stadt ist insgesamt sehr modern und es gibt viele schöne Neubauten in einem interessanten lokalen Stil, aber durchaus gediegen.
Und am Abend sind wie oft im Osten die Familien mit ihren Kindern noch unterwegs, und die dürfen am Hauptplatz mit so kleinen elektrischen Autos herumfahren, um schon mal für ihren BMW oder Audi 15 Jahre später zu üben.