Ksamil – das verlorene Paradies

Um uns die Ausgrabungen des antiken Butrint anzuschauen, haben wir uns – trotz allseitiger Warnungen – doch für die Stranddestination Ksamil als Standort für unsere Ausflüge entschieden.

Der Weg über die Berge ist wieder mal steil und da das Wetter schlecht ist, macht uns dieses Schild kurz Sorgen, ob oben in den Bergen schon Schnee liegt…ist aber nicht so, das Schild bleibt nur das ganze Jahr stehen.
Zwei wichtige Themen in Albanien auf einem Bild: der allgegenwärtige Müll, für den es ab und zu auch Container gibt und die Religion, hier ein kleiner Schrein mit Kerzen des Bektaschi-Ordens, eine muslimische Gruppierung, die hier viele Anhänger hat.
Und hier in der Ferne Ksamil von einem privaten, bewirtschafteten Strand außerhalb aus fotografiert – er ist schon zur Hälfte abgebaut und wegen schlechtem Wetter nicht besucht, aber man kann sich den Rummel vorstellen in der Hauptsaison.
Das ist einer der kleinen Strände der Stadt -der Sonnenuntergangsstrand – und so eng bestuhlt, dass man beim Nachbar im Buch mitlesen kann… für uns unvorstellbar, an so einem Strand Urlaub zu machen, aber offensichtlich sehen es die Massen in Ksamil anders
Und auf der Suche nach dem einsamen Strand für uns, findet man dann außerhalb entweder nur private Strände oder es schaut so aus: verrottete Infrastruktur und endlos Müll.
Da bleiben wir doch lieber am netten und sauberen Pool unseres Hotels. Apropos Hotel: ein gutes hat der grenzenlose Bauboom in Albanien ja für uns schon: am Rand des Trubels stehen nagelneue Hotels, die ganz moderne, saubere, blitzblanke Zimmer zu sehr bezahlbaren Preisen anbieten.
Rings ums Hotel herum mit unserem „Meerblickbalkon“ stehen dann ungewöhnlich viele halbfertige oder schon verfallende Bauruinen.
Einer der Hauptgründe dafür ist der illegale Bauboom hier nach der Wende und eine darauffolgende Aktion der Regierung 2006, bei der viele der kleineren, illegal errichteten Bauten (wohlgemerkt nicht die Bauten der großen Hotelketten) demoliert und unbrauchbar gemacht wurden.
Auch die Coronakrise im Tourismus hat dann weitere Baustopps bewirkt.
Einer der Höhepunkte der bisherigen Reise ist dann aber das antike Butrint. Wir stolpern auf unseren Reisen gerne über die staubigen Steinfelder von antiken Ausgrabungen zB in Zypern, Israel und Jordanien, aber so stimmungsvoll und romantisch im üppigen Wald, halb am Berg und halb im Wasser der Lagune versunken, haben wir das noch nie erlebt.
Ich habe unzählige, hübsche Fotos gemacht und ihr bekommt jetzt eine Auswahl davon:
Viele Wasserschildkröten einer bedrohten Art gibt es hier auch.
Hier existieren verschiedene, historische Schichten der Besiedlung (prähistorische, griechische, römische, mittelalterlich/venezianische und osmanische) nebeneinander und die Archäologen (hier ein italienisches Team) sind immer noch fleißig am buddeln.
Auch die InfluencerInnen sind da und bewirken auf Social Media einen irren Hype um die Gegend, die auch deshalb wieder mal unter dem Overtourism leidet…wir haben einen 2. Anlauf gebraucht, um überhaupt hierher zu kommen, da sämtliche Parkplätze beim ersten Mal so überfüllt waren, dass die Polizei alle Autos zum umkehren gezwungen hat…und das in der Nachsaison!!!
Um die Ausgrabungen herum ist der wunderschöne, ganz einsame Nationalpark, der auch Teil des Weltkultur Erbes Butrint ist.
Wir haben wieder unsere Räder ausgepackt, sind mit einer kleinen Rollfähre über einen der Kanäle übergesetzt und durch diese einzigartige Naturlandschaft mit vielen geschützen Tier- und Pflanzengarten auf den unmöglichsten Wegen ganz einsam geradelt.
Leider ist auch hier – trotz hohem Schutzstatus des Gebiets – der Dreck und Müll allgegenwärtig. Vielleicht langweilt es euch schon, dass ich so auf dem Thema herumreite, aber wir sind ja schon wirklich viel herumgekommen und haben dieses Ausmaß noch nie gesehen und finden es auch so schade und traurig, denn das kriegen die hier nie wieder in den Griff, das ganze Plastik verrottet ja nicht und wer soll das jemals wieder einsammeln? Dabei wäre es hier soooo schön….
und eigentlich legen die Albaner ja auch Wert auf Sauberkeit, was man an den Autowaschbuden an wirklich jeder Ecke, auch in einsamsten Bergdörfern, wo sie zu jeder Tages- und Nachtzeit ihre Luxuskarossen polieren, sehen kann.
Und zum Abschied gab’s noch ein Feuerwerk für uns, byebye Albanien – mit einem lachenden und einem weinenden Auge: so schöne Hotels werden wir uns auf dem Rest der Reise nicht mehr leisten, aber man fährt ja nicht wg der Hotels auf Reisen… obwohl, manche schon…Und während ich dies schreibe (in Ksamil war das Internet erbärmlich) sind wir schon in Griechenland, die EU hat uns vorläufig wieder samt Roaming…juhu…und es ist wieder sauber und aufgeräumt…tolle Berglandschaft… Meteora wir kommen….